Topos und Erinnerungsort WALD – eine kulturgeschichtliche Betrachtung der mitteleuropäischen Landschaft

Authors

  • M. Michael Zech

Abstract

Die historische Erschließung regionaler Kulturen, das Anregen von Alteritätsverstehen und Ambiguitätsvermögen aus, sowie die Erschließung von (fremden) Kulturen müssen heute als eine pädagogische Aufgabe gesehen werden, in der dem Geschichtsunterricht eine besondere Funktion zukommt. Es gilt ein Geschichtsbewusstsein aufzubauen, welches von der Nahgeschichte bis in weltgeschichtliche Zusammenhänge reicht. Hier soll versucht werden, am Beispiel des Topos und Erinnerungsortes „Wald“ eine für den Schulunter- richt geeignete kulturwissenschaftliche Betrachtung einer Landschaft zu entwerfen. In ihr werden nicht nur die landschaftlichen Veränderungen, sondern auch ihre historischen, mythischen, literarischen Rezeptionen untersucht. Historischer Wandel wird sowohl am Landschaftselement „Wald“ als auch an dessen kultureller Rezeption verfolgt. Da Bedeutung und Auffassen dessen, was Wald ist, einer ständigen, historisch nachzuzeichnenden Veränderung unterliegen, kann die Untersuchung auch als exemplarischer Beitrag zum Bildverstehen verstanden werden. Im Anschluss an diese Erschließungen werden Anregungen zur konkreten Unterrichtsgestaltung gegeben und dabei besonders auf die Möglichkeiten hingewiesen, wie ein kulturgeschichtlicher Lernvorgang an die sowohl sinnlich (Landschaftserleben) als auch rezeptiv gemachten (Märchen, Literatur), lebensweltlichen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler anknüpfen kann. Historische Urteilsbildung vollzieht sich gemäß dieser Anregung in einem fächerübergreifenden, die Bereiche Biologie, Geographie, Geschichte, Kunstgeschichte und Literatur einschließenden Modus und vor dem Hintergrund eines großen Zeitraums. Hier können historische Lernprozesse - von einer konkreten Beziehung zwischen dem Betrachter und dem Betrachtungsobjekt ausgehend - in eine Selbstreflexion der Schülerinnen und Schüler münden, aus der erfahrbar wird, wie historische Deutung immer in Abhängigkeit von einer Erzählung bzw. von Kontextualisierungen entsteht. Wird dieser Zusammenhang thematisiert, kann Einsicht in den narrativen Sinnstiftungsakt von Geschichte entstehen und somit das eigene Geschichtsbewusstsein reflexive Erweiterung erfahren.

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Fundamentals / Grundlagen / Peer Reviewed Articles