Wirkungen des Chorsingens auf die cardiorespiratorische Koordination und das subjektive Befinden bei Erwachsenen
Abstract
Zusammenfassung. Gegenstand der vorliegenden Studie ist die simultane und immediate (unmittelbare) Wirkung des Chorsingens auf die cardioresporatorische Koordination und das Befinden von Erwachsenen. Anlass ist die Frage nach der Wirkung von künstlerischen Aktivitäten in der pädagogischen Praxis der Waldorfpädagogik. Neben der Sprachgestaltung ist das Singen eine künstlerische Disziplin, die ausgeprägt rhythmisch mit der Atmung arbeitet, weshalb zu erwarten ist, dass auch ein Effekt auf die rhythmische Organisation nachzuweisen ist.Methode: Die Untersuchung wurde an 22 freiwilligen und gesunden Laiensängern durchgeführt (8 Männer, 14 Frauen; mittleres Alter 33 ±10 Jahre). Mittels eines tragbaren Recorders wurde bei allen Probanden während 90 Minuten ein EKG aufgezeichnet: für 15 Minuten bei sitzender Ruhe vor dem Chorsingen (Basiswerte), während 60 Minuten Chorsingen und abschließend wieder für 15 Minuten bei sitzender Ruhe. Zur Kontrolle wurden die Messungen am Folgetag bei nicht-singenden Aktivitäten wiederholt. Zu allen Messphasen füllten die Probanden einen Fragebogen zu ihrem jeweiligen Befinden aus (10-stufige VSA).
Ergebnisse: Das Chorsingen bewirkt eine auffallende interindividuelle Synchronisation der Pulsfrequenzen; die mittlere Pulsrate ist während des Chorsingens gegenüber den Ausgangswerten signifikant erhöht p < 0.0001), sinkt danach aber unter die Ausgangswerte (p < 0.05). Die Atemfrequenz sinkt beim Chorsingen (p = 0.8), erhöht sich danach um rund 3 Atemzüge/Minute (p < 0.0001). Auch die übrigen Parameter im Zeitbereich (SDNN, RMSSD, pNN50%) zeigen im Vergleich zu den Ruhewerten und der Kontrolle eine signifikante Wirkung des Chorsingens. Während des Chorsingens ist eine signifikante Erhöhung des Puls/Atem-Quotienten (p < 0.005) sowie der Vegetativen Balance (p < 0.005) zu verzeichnen, nach dem Chorsingen vermindern sich die beiden Werte und liegen dann unter den Ausgangswerten. Subjektiv berichten die Probanden über eine Steigerung des Wohlbefindens während und nach dem Chorsingen; gegenüber den Kontrollaktivitäten steigert sich die relative Befindlichkeit durch Chorsingen um den Faktor 2,7.
Schlussfolgerungen: Aus den Ergebnissen kann der Schluss gezogen werden, dass das Chorsingen eine simultane und immediate Rhythmisierung der gesunden erwachsenen Sänger bewirkt und einen regenerativen Effekt zeitigt. Die gesundheitliche Relevanz der Ergebnisse wird diskutiert. Zum Schluss werden Fragestellungen für weitere Forschungen formuliert.
Schlüsselwörter: Cardiorespiratorische Koordination, physiologische Dreigliederung, Herzfrequenzvariabilität, vegetative Balance, Puls/Atem-Quotient, Befinden, Chorsingen, Waldorfpädagogik
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