Strukturphänomenologische Anthropologie – ein transdisziplinärer Ansatz zur Korrelation von Gehirn und Bewusstsein Teil II: Korrelation und Integration der Phänomenbereiche
Abstract
Abstract. The first part of this paper showed that it seems to be logically and phenomenally quite impossible to adequately explain human consciousness by means of neurobiological interpretations. To pave the way towards a sustainable relation between the two phenomenal realms, the worked out portraits of mind and brain are initially confronted by using the features of «coherence – incoherence». The concept of decomposition developed in Herbert Witzenmann’s Structure-Phenomenology provides an initial clue to the elaboration of this approach. It is described which role decomposition plays from the perspective of an immanent and reflexive consciousness research and how it is embedded in the generation process of consciousness. From that point of view, our everyday consciousness reveals itself as the resultant layer of a process that usually proceeds subconsciously, but can be raised into awareness step by step. This mental process is necessarily conditioned by certain effects of brain activity, but has itself also effects on the neuronal level. The obvious suspicion that this is a dualistic conception is examined and finally rebutted by a process of integration of the opposed theories of consciousness. This leads to an anthropological sketch, which summarises the implications of the presented correlation between mind and brain to a development-oriented, monistic and trichotomic idea of human nature.Keywords: Principle of methodical exclusion, feature-based relation, decomposition/recomposition, basic structure, trans-categorical correlation, development-oriented idea of human nature.
Zusammenfassung. Im ersten Teil wurde gezeigt, dass es in phänomenaler wie auch logischer Hinsicht grundsätzlich unmöglich erscheint, menschliches Bewusstsein angemessen durch neurobiologische Deutungsmuster zu erklären. Um den Weg zu einer tragfähigen Beziehung zwischen den beiden Gegenstandsbereichen zu bahnen, werden die erarbeiteten Charakterskizzen von Gehirn und Bewusstsein zunächst anhand der Merkmale «Zusammenhang – Zusammenhanglosigkeit» einander gegenübergestellt. Mit dem Begriff der Dekomposition bietet Herbert Witzenmanns Strukturphänomenologie einen ersten Anhaltspunkt zur weiteren Ausarbeitung dieses Ansatzes. Es wird dargestellt, welche Rolle die Dekomposition aus der Perspektive einer immanent-reflexiven Bewusstseinsforschung einnimmt und wie sie in den Bildungsprozess des Bewusstseins eingebunden ist. So gesehen stellt sich unser Alltagsbewusstsein als die resultative Schicht einer normalerweise unterbewusst verlaufenden, jedoch schrittweise bewusst machbaren Prozessualität dar. Diese mentale Prozessualität ist durch bestimmte neuronale Effekte notwendig bedingt, bewirkt ihrerseits aber auch Effekte auf neuronaler Ebene. Der nahe liegende Verdacht, dass es sich hierbei um eine dualistische Konzeption handele, wird untersucht und schließlich durch eine prozessuale Integration entgegengesetzter Bewusstseinstheorien entkräftet. Dies mündet in eine anthropologische Skizze, welche die Implikationen der dargestellten Korrelation zwischen Gehirn und Bewusstsein zu einem entwicklungsorientierten, monistisch-trichotomischen Menschenbild zusammenfasst.
Schlüsselwörter: Prinzip der methodischen Ausschließung, merkmalsbasierte Relation, Dekomposition/Rekomposition, Grundstruktur, transkategoriale Korrelation, entwicklungsorientiertes Menschenbild.
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Fundamentals / Grundlagen / Peer Reviewed Articles